Zwei Chinesen zählen Dollarnoten.

In Sihanoukville mit den Chinesen leben

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Es ist nun wirklich kein Geheimnis mehr, seitdem die Chinesen in die Hafenstadt Sihanoukville eingefallen sind und begonnen haben, massenweise Spielcasinos und Hotels zu bauen, geht es hier drunter und drüber. Die Veränderungen, die das Geld aus China und der Zuzug Tausender von Chinesen für die Stadt mit sich gebracht haben, sind gewaltig.

Aufgrund des stark erhöhten Wohnraumbedarfes und weil Chinesen bereit sind, jeden Preis zu zahlen, sind die Miet- und Grundstückspreise im Laufe des Jahres ins Astronomische geschossen. Die Infrastruktur hat dagegen immer weiter gelitten. Überall im Stadtgebiet gibt es durch Baufahrzeuge stark beschädigte Straßen, die jetzt aber hier und dort ausgebessert werden. Es gibt immer noch keine stabile Stromversorgung und auch die Wasserversorgung ist durch den stark erhöhten Verbrauch nicht gerade besser geworden.

Viele Geschäfte und Restaurants, in denen ich vorher Kunde oder Gast war, sind nun weg. An deren Stelle sind jetzt chinesische Geschäfte getreten, von denen die Ersten aber schon wieder pleite sind. Trotz all dem ist die Auswahl an gewohnten Produkten und Dienstleistungen für meine Bedürfnisse immer noch ausreichend.

Es ist in Sihanoukville aber nicht nur in der Immobilienbranche und im Straßenverkehr erheblich lebhafter geworden. Die chinesischen Brüder und Schwestern sorgen auch sonst für reichlich Stimmung in der Bude. Regelmäßig kann man in der lokalen Presse von Vorfällen lesen, bei denen Chinesen involviert sind.

Sie schlagen sich, sie erstechen sich und sie erschießen sich. Sie kidnappen ihre Landsleute, wenn die ihre Spielschulden nicht bezahlen können, und foltern sie in angemieteten Hotelzimmern. Es gab auch schon nächtliche Massenschlägereien, bei denen Chinesen mit Kambodschaner aneinandergeraten sind.

Chinesen betreiben hier Drogenhandel und Prostitution sowie Onlinebetrügereien im großen Stil, bei denen sie ihren Landsleuten in China das Geld aus der Tasche ziehen. Es gibt sogar Chinesen, die hier völlig ausrasten, wie die junge Frau neulich, die nachts am Golden Lions Kreisverkehr mit entblößtem Unterteil sich schreiend auf regennasser Fahrbahn wie ein Wurm gewunden hat.

Auch mit Alkohol am Steuer nehmen es die neuen Nachbarn nicht ganz so genau. Erst heute war wieder in einer Pressemeldung zu lesen, dass gestern um 22:00 Uhr bei einer einzigen Verkehrskontrolle 25 chinesische Fahrer alkoholisiert waren. Dass bei durch Chinesen verursachten Verkehrsunfällen schon etliche Menschen ihr Leben verloren haben, ist natürlich klar. Es wurden auch schon Chinesen von kambodschanischen Jugendbanden angegriffen und dabei schwer verletzt.

Das ist die eine Seite der Medaille, aber es gibt auch eine andere. Sehr viele der Chinesen, die ich hier um mich herum wahrnehme, sind ganz normale Leute. Die haben wahrscheinlich genauso wie die Westler vor ihnen ihre Kohle zusammengekratzt und sind nach Sihanoukville in Kambodscha aufgebrochen, um dort irgendwie ihr Glück zu machen. Auch die meisten chinesischen Touristen verhalten sich genauso wie das alle Touristen machen.

Ich persönlich habe hier mit Chinesen bisher durchweg gute Erfahrungen gemacht. Sei es auf der Straße, im Supermarkt, beim Sport, im Gym oder bei geschäftlichen Dingen. Mir gegenüber waren sie immer freundlich, ja teilweise sogar sehr zuvorkommend. Ich war auch schon oft in der Situation, wo man gerne ein Mal spontan ein paar Worte gewechselt hätte, aber leider sprechen nur die allerwenigsten Festland-Chinesen ein wenig Englisch.

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„Alles, was wir sind, ist ein Resultat dessen, was wir gedacht haben.“ – aus dem Dhammapada

Der Blog Author auf einem Steg im Sailing Club Kep.

Der Autor

Hallo, ich bin Andreas Stöcker unter Kambodscha Fans als Don Kong bekannt. Ich lebe seit 1999 in Südostasien, von wo ich über Land, Leute und mein Leben berichte.

Wie ich in Südostasien gelandet bin?

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