Ab und zu werde ich gefragt, wie es in Kep mit der Kriminalität aussieht. Dazu kann ich nur sagen, dass Kep ein Ort ist, an dem so gut wie überhaupt keine Kriminalität vorhanden ist. Hier kann man auch nachts auf den dann völlig menschenleeren Straßen herumlaufen, ohne Angst haben zu müssen, überfallen zu werden. Die einzige Gefahr, der man sich dann ausgesetzt sieht, ist, dass man von den überall rumlungernden Hunden angekläfft wird.
Dass es hier keine Kriminalität gibt, liegt wohl nicht daran, dass es sich hier für Gauner und Diebe nicht lohnen würde. Viele wohlhabende Kambodschaner, von Geschäftsleuten bis zu Ministern, haben hier in Kep ihre Wochenendhäuser stehen. Ein Grund, der Kriminelle abschreckt, dürfte sein, dass etwa ein Drittel der lokalen Bevölkerung bei der Polizei beschäftigt ist.
Es gibt kaum einen Haushalt, in dem nicht mindestens eine Person Polizist ist. Das liegt daran, dass hier in Kep nur ein sehr begrenztes Angebot an Arbeitsplätzen vorhanden ist. Industrie oder andere nennenswerte Arbeitgeber sucht man vergeblich. Wer einen Job braucht, kann sein Glück nur im Tourismussektor versuchen, der aber seit der C-Zeit nie wieder so richtig in Gang gekommen ist, oder man geht halt zur Polizei.
Hinzu kommt, dass hier fast jeder jeden kennt, sodass zwielichtige Personen sofort auffallen und unter Beobachtung stehen.

Leben ohne Angst
Diese außergewöhnliche Sicherheitslage spiegelt sich in unserem Alltag auf beeindruckende Weise wider. Unsere Haustür steht praktisch den ganzen Tag über offen, ob wir da sind oder nicht. Nur wenn wir für längere Zeit außer Haus sind oder abends schlafen gehen, drehen wir den Schlüssel um. Selbst dann ist es eher eine Gewohnheit als eine echte Notwendigkeit.
Noch erstaunlicher ist der sorglose Umgang mit dem Motorrad. Den Schlüssel kann man getrost stecken lassen, wenn man in ein Geschäft zum Einkaufen oder ins Gym geht. Niemand käme auf die Idee, das Fahrzeug zu stehlen. Diese Unbekümmertheit, die für Besucher aus anderen Ländern fast schon surreal wirkt, ist hier völlig normal.

Polizei ohne Arbeit
Die lokalen Polizisten haben aufgrund der niedrigen Kriminalitätsrate erstaunlich wenig zu tun. Um sie trotzdem zu beschäftigen, werden regelmäßig Lehrgänge und Fahnenappelle organisiert. Man sieht die Beamten oft in ordentlichen Reihen angetreten, wie sie verschiedene Übungen absolvieren oder an Schulungen teilnehmen. Es ist fast schon rührend zu beobachten, wie sich die Polizeiführung Gedanken macht, um ihre Leute sinnvoll zu beschäftigen.
Auch der Verkehr bereitet den Ordnungshütern kaum Kopfzerbrechen, obwohl hier jeder fährt, wie er will. Aufgrund des geringen Verkehrsaufkommens ereignen sich in Kep pro Jahr vielleicht nur zwei bis drei Unfälle. Meist handelt es sich dabei um harmlose Blechschäden oder kleinere Stürze mit dem Motorrad.

Die Macht des Flurfunks
Sollte doch einmal ein Diebstahl oder ein anderes Vergehen vorkommen, funktioniert das Informationsnetzwerk in Kep mit beeindruckender Geschwindigkeit. Innerhalb kürzester Zeit weiß praktisch jeder Bewohner Bescheid. Der Flurfunk funktioniert hier besser als jedes moderne Kommunikationssystem. Diese schnelle Verbreitung von Informationen wirkt zusätzlich abschreckend auf potenzielle Straftäter, da sie wissen, dass sie sofort im Fokus der gesamten Gemeinschaft stehen würden.
Ein Stück heile Welt
Leben in Kep bedeutet, ein Stück heile Welt zu erleben, das in unserer heutigen Zeit selten geworden ist. Die Kombination aus sozialer Kontrolle, großem Polizeiaufgebot und einer eng verknüpften Gemeinschaft schafft ein Umfeld, in dem sich Kriminalität einfach nicht lohnt. Für uns Bewohner bedeutet das eine Lebensqualität, die unbezahlbar ist.